Dass sich die Anwesenheit der Herde halbwilder Konik-Pferde im WWF-Aurenreservat in Marchegg in Niederösterreich gut auf das Ökosystem des Reservates auswirkt, belegt nun eine Studie. "Die Koniks lösen eine regelrechte Kaskade der Artenvielfalt aus", so Jurrien Westerhof vom WWF Österreich, der für das Reservat in Marchegg zuständig ist.
Die Pferde hinterließen ein kleinräumiges Mosaik von zahlreichen Strukturen, die es ohne Beweidung nicht geben würde, wie kniehohe Kräuger, kurze Rasen, überstehende Stauden und verbissene Sträucher, Trittspuren, Suhlen und Dunghaufen, so der Fachmann. Dadurch würde eine vielfältige Mikrohabitate für Pflanzen und Insekten enstehen, die ihrerseits die Nahrungsgrundlage für viele andere Tierarten bilden. Mehr über
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Fotos (c): WWF, Christoph Roland, Gerhard Egger
Erhöhte Artenzahl, Brutrekord & doppelt so viele Jungeichen
Bei einer Untersuchung dieser besonderen Lebensräume und entsprechender Vergleichsflächen konnten insgesamt 147 Pflanzen- und Tierarten nachgewiesen werden. 49 davon kamen ausschließlich auf den Sonderstrukturen vor, die durch die Konik-Pferde entstehen, vor allem auf Dung und Trittspuren.
Artenvielzahl
"In diesen ‘Mikro-Lebensräumen’ leben zwar weniger Arten als auf anderen Flächen, doch dafür kommen viele Spezies ausschließlich hier vor", erläutert Westerhof.
"Das erhöht die Artenzahl der naturnah beweideten Fläche insgesamt beträchtlich. Außerdem findet man auf den Sonderstrukturen häufiger gefährdete Arten, die ohne Beweidung sehr wahrscheinlich gänzlich fehlen würden", so Westerhof weiter.
Pflanzenfresser & Vogelarten
Von der Anwesenheit großer Pflanzenfresser profitieren darüber hinaus auch Vogelarten wie etwa der Weißstorch: So brachte das Jahr 2022 mit 2,77 ausgeflogenen Jungvögeln pro Storchenpaar einen neuen Brutrekord.
Eichenverjüngung
Neben ihrer positiven Auswirkung auf die Biodiversität könnten die Konik-Pferde auch dabei helfen, Fragen rund um die Verjüngung der Eichen zu lösen.
"Bis heute ist nicht abschließend geklärt, warum die Eiche in vielen Waldgebieten Europas nur sehr schwer nachwächst", erklärt Westerhof.
Lebenskreislauf
Eine prominente Theorie lautet, dass große Pflanzenfresser im Lebenskreislauf der Eichen eine essentielle Rolle spielen: "Jahrtausendelang sorgten 'Großherbivoren' wie Wildpferde, Auerochsen und Wisente für lichte Wälder und sanfte Übergänge zwischen Wäldern und offenen Flächen, indem sie dort Pflanzen wie Rosen und Schlehen stehen ließen", erklärt Jurrien Westerhof.
Westerhof weiter: "Die bieten mit ihren Stacheln und Dornen perfekte Kinderstuben, die junge Eichen vor dem Verbiss durch Wildtiere schützen."
Forstwirtschaft vertrieb Pflanzenfresser
Die Einführung der modernen Forstwirtschaft vor rund 200 Jahren vertrieb die großen Pflanzenfresser aus den Wäldern und sorgte für lichtarme, geschlossene Waldbestände und einen meist härteren Übergang zwischen Wald und Offenland.
Doppelt so viele Jungeichen
Westerhof: "Seither ist der Lebenszyklus der Eichen vielerorts durchbrochen. Allerdings konnten wir in den letzten Jahren beobachten, dass am Rand der Weideflächen der Koniks mehr als doppelt so viele Jungeichen wachsen wie entlang von unbeweideten Vergleichsflächen".
"Auch wenn es nur eine Momentaufnahme ist, zeigt dies doch die positiven Auswirkungen der Beweidung auf die Jungeichenpopulation", ist Westerhof erfreut.
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