Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel erweitert: "Natur soll Natur sein"

Der ca. 9.600 Hektar große Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel in Österreich wird um weitere 120 bis 150 Hektar erweitert. Am 8. Feburar 2024 gaben dies Bundesministerin Leonore Gewessler, Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, LH-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf, Nationalpark-Direktor Johannes Ehrenfeldner und der Illmitzer Bürgermeister Maximilian Köllner im Nationalparkzentrum Illmitz im Burgenland bekannt.

Klimaschutzministerin Gewessler: "Es ist ein großartiger Tag der Freude für unsere Natur und für die Artenvielfalt. Diese 120 Hektar sind ein Lückenschschluss im Nationalpark." Landeshauptmann Doskozil sieht die Erweiterung als wichtigen Schritt für die langfristige Absicherung des Nationalparks. LH-Stellvertreterin Eisenkopf dankte den mehr als 100 GrundbesitzerInnen, die bereits zusätzliche Flächen bereitstellten. Nationalpark-Direktor Ehrenfeldner und Bürgermeister Köllner sprachen von einem historischen Anlass.

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  • die Nationalpark-Erweiterung Neusiedler See & Seewinkel - hier
    • außergewöhnliche Lebensräume & Naturschutz - hier
    • die 9.600 Hektar Nationalpark & die weiteren 120 Hektar - hier
    • 350 Einzelverträge: 100 bereits unterschrieben - hier
    • den WWF, der die Erweiterung als "positiven Schritt" sieht - hier
    • Natur soll Natur sein: Gespräch mit dem Nationalpark-Direktor - hier
      • über "gesperrte Flächen" - hier
      • über den "Vogelnationalpark" & ausgetrocknete Salzlacken - hier
      • Trinkwasser & Nahrungsquelle für die Vögel - hier
      • "kein Wasser für die Salzlacken" - hier
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Fotos (c): Prinz, SCHNAPPEN.AT

 

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Erweiterung des Nationalparkes, ein historischer Anlass

ErweiterungNationalparkSeewinkelOrangeErweiterungszoneFotocPrinzSCHNAPPENatNationalpark-Direktor Johannes Ehrenfeldner: "Es ist ein historischer Anlass. Wir geben eine Nationalparkerweiterung bekannt, wie es sie in den letzten Jahrzehnten nicht gegeben hat. Durch die Finanzierung von 2,5 Millionen Euro durch Bund und Land konnte der Nationalpark erweitert werden."

Ehemalige Weingärten

"Es geht um jene Flächen, die vor etwa 30 Jahren bei der Nationalpark-Gründung als Weingärten bewirtschaftet wurden. Der Großteil der Flächen, der sogenannte Seedamm, befindet sich an der Ostseite des Neusiedlersees von etwa Weiden bis an die ungarische Grenze. Diese Flächen sind zunehmend als Weingärten stillgelegt worden und jetzt haben wir die einzigartige Chance, dass wir diese Flächen in den Nationalpark integrieren können", so Ehrenfeldner.

Im Bild: Die Erweiterungsflächen sind orange markiert.

Außergewöhnlichste Lebensräume

Gewessler: "Wir feiern heute ein wunderbares Ereignis. Wir stehen in einem der außergewöhnlichsten Lebensräume Europas, am westlichsten Steppensee bei den nicht weit entfernten Salzlacken. Der Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel ist wirklich einer unserer wertvollsten Schutzgebiete in diesem Land. Dieses Schutzgebiet darf jetzt wachsen. Das sind wirklich gute Neuigkeiten. Eine der größten Erweiterungen seit der Nationalpark-Gründung."

Kronjuwelen im Naturschutz

Gewessler weiter: "Die Nationalparks sind schlichtweg die Aushängeschilder für den Naturschutz in unserem Land. Es sind die Kronjuwelen im Naturschutz. Sie schützen die ökologisch wertvollsten Flächen, sie schützen eine Vielzahl von Lebensräumen und eine Vielzahl von streng geschützten Arten und leisten einen unschätzbaren Beitrag zum Schutz der Tierwelt."

Biodiversitätsfonds

LeonoreGewesslerFotocPrinzSCHNAPPENatDie Umweltministerin in Illmitz: "Wir haben im Naturschutz und im Umweltschutz viel zu tun. Auf der einen Seiten haben wir die Klimakrise und auf der anderen Seite die Krise der Biodiversität, die Krise der Artenvielfalt. Wir müssen den Verlust der Arten stoppen. Mit Lebensräumen in Nationalparks kann Natur einfach Natur sein."

"Deshalb", so Gewessler, "haben wir uns im Regierungsprogramm vorgenommen, dass wir die Nationalparks erweitern wollen. Wenn das gelingt ist das ein großer Grund zur Freude. Erstmals steht auch seitens der Regierung ein Biodiversitätsfonds zur Verfügung mit dem Erweiterungen finanziert werden können."

Die Klimaministerin: "Diese 120 Hektar sind ein Lückenschschluss im Nationalpark."

 

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Zu 9.600 Hektar weitere 120 Hektar: Gespräche seit Jahren

DokozilUndGewesslerLachenFotocPrinzSCHNAPPENatIn Illmitz ist es gelungen, mit Hilfe der Finanzierung von Bund und Land zu dem bestehenden Nationalpark der eine Größe von etwa 9.600 Hektar hat, weitere 120 Hektar Flächen auf vorerst 20 Jahre anzupachten.

Pro Hektar erhalten die Grundbesitzer etwa 830 Euro Jahrespacht.

Die Vertragsgespräche mit den Grundeigentümervertretern, im Nationalpark gibt es insgesamt 1.200 GrundstückseigentümerInnen, liefen seit dem Jahre 2016. 

Hausverstand leben

Landeshauptmann Hans Doskozil über die Nationalpark-Erweiterung: "Es geht darum, die Artenvielfalt zu bewahren. Es geht darum das Thema Naturschutz mit Hausverstand zu leben. Was mir wichtig ist, dass wir alle auch den Sinn des Nationalparks erkennen."

BurgenlandLandeshauptmannHansPeterDoskozilFotocPrinzSCHNAPPENatDer Landeschef weiter: "Das bedeutet, dass das Land mit jedem einzelnen Grundeigentümer und jeder einzelnen Grundeigentümerin einen Vertrag abgeschlossen hat, beziehungsweise abschließen wird."

Naturschutz im Burgenland

Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf, die sich schon seit achteinhalb Jahren mit dem Thema Nationalpark-Erweiterung befasst: "Der Nationalpark ist Sinnbild dafür, wie wir Naturschutz im Burgenland verstehen. Wir haben auch viele Veranstaltungen im Bereich der Bewusstseinsbildung und des Klimaschutzes."

 

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350 Einzelverträge: 100 bereits unterschrieben

LandeshauptmannStellvertreterinAstridEisenkopfFotocPrinzSCHNAPPENatEisenkopf über die Arbeit hinter der Erweiterung des Nationalparks: "Der Nationalpark wirkt optisch als Einheit, aber in Wahrheit ist er ein Fleckerlteppich. Es sind immer wieder Flächen dazwischen, die noch immer in privaten Besitz sind. Optisch eine einheitliche Fläche, aber zu vielen Teilen rechtlich noch nicht. Und genau das ändert sich mit den Vertragsunterzeichnungen."

Absichtserklärungen

Astrid Eisenkopf: "In Summe werden rund 350 Einzelverträge für die Vergrößerung des Nationalparks notwendig sein, die zum Teil von mehreren Grundbesitzern unterzeichnet werden müssen. Jeder einzelne ist Teil des Nationalparks. Es trudeln Tag für Tag weitere Absichtserklärungen von GrundstückseigentümerInnen ein."

100 GrundbesitzerInnen unterschrieben

KoellnerMaximilienNationalratsabgeordneterFotocPrinzSCHNAPPENatAls Bürgermeister der Gemeinde Illmitz, in der die Erweiterungsflächen liegen, begrüßte Maximilian Köllner diese direkte Vorgehensweise im Sinne einer erfolgreichen Umsetzung des Prozesses: "Die Vertragsunterzeichnung mit rund 100 Grundbesitzerinnen und Grundbesitzern für die Fläche von rund 100 Hektar ist bereits erfolgt."

Illmitz größte Gemeinde

Köllner über Illmitz, die hottermäßg mit 92 km2 flächengrößte Gemeinde des Burgenlandes: "Wir leben hier in Illmitz in einem sehr sensiblen Naturraum. Wir sind eine Tourismusgemeinde aber immer mit dem Fokus 'Ökotourismus Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel'. Das wird bei uns auch gelebt. Wir sind froh, dass Illmitz Teil des Nationalparks Neusiedler See - Seewinkel ist."

 

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WWF sieht Erweiterung als "positiven Schritt"

Auch der WWF bewertet die Erweiterung des Nationalparks Neusiedler See - Seewinkel als sehr postiven Schritt, dem österreichweit weitere Maßnahmen folgen müssten.

Bernhard Kohler vom WWF Österreich: "Die Erweiterung des Nationalparks Neusiedler See – Seewinkel ist ein wichtiges Signal, das auch die anderen Bundesländer hören müssen. Denn Österreich hat vor allem bei hochwertigen Schutzgebieten enormen Aufholbedarf."

Kohler weiter: "Österreich braucht vor allem deutlich mehr großflächige Nationalparks und Wildnisgebiete. Parallel dazu müssen die Bundesländer das Management der bestehenden Schutzgebiete ausbauen und qualitativ verbessern."

 

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Natur soll Natur sein: Nationalpark-Direktor im Gespräch

2024NationalparkDirektorJohannesEhrenfeldnerZeigtDenNationalparkFotocPrinzSCHNAPPENatIn Illmitz kann durch die Nationalpark-Erweiterung die Natur auch Natur sein.

SCHNAPPEN.AT: Sind die Flächen für Menschen komplett gesperrt? Flächen, die niemand betreten darf?

Ehrenfeldner: Das ist das Wesen, das ist die Grundlage des Nationalparks. Aus der Hälfte der Nationalparkfläche, der sogenannten Naturzone, sollen die Menschen draußen bleiben. Da möchte man auch gerne draußen bleiben, weil ich glaube, dass niemand freiwillig bis zum Bauch in den Schilfgürtel hineinwaten möchte. Diese Flächen schützen sich im Grunde selbst.

SCHNAPPEN.AT: Und die andere Hälfte?

Ehrenfeldner: Die anderen 50 Prozent sind sogenannte Bewahrungszonen, jene Flächen, die jetzt in den Nationalpark integriert werden. Da gilt das Hauptaugenmerk auf den Erhalt und die Weiterentwicklung der Biodiversität."

SCHNAPPEN.AT: Wird die Sperre der Naturzone überwacht oder beschildert?

Ehrenfeldner: Erstens wird es beschildert und zweitens haben wir auch Nationalparkaufsichtsorgane, die damit befasst sind. In die Naturzone gehen wir nur zu Forschungs- und Monitoringzwecken in den Schilfgürtel. Wir hatten auch schon Projekte, wo wir mit Künstlicher Intelligenz gearbeitet haben, aber sonst ist hier tatsächlich Pause.

 

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Vogelnationalpark: Trinkwasser & Nahrungsquelle

JohannesEhrenfeldnerFotocPrinzSCHNAPPENatEhrenfeldner über die Bewahrungszonen, die von landschaftspflegerischen Maßnahmen abhängig sind: "Wenn wir da nicht extensives Naturraum-Management betreiben, würde sich die Biodiversität absenken. Wir sind ein Vogelnationalpark, ein international wichtiger Hotspot für die Vogelzucht. Bei dieser Artenvielfalt würde sich, bei einem Stilllegen der Flächen, innerhalb kürzester Zeit die Biodiversität verringern.

SCHNAPPEN.AT: Sie sagen "wichtig für die Vogelzucht". Heißt das, dass auch die ausgetrockneten Salzlacken mit Wasser befüllt werden, um die Vögel mit Trinkwasser und Nahrung zu versorgen?

Ehrenfeldner: Nein.

SCHNAPPEN.AT: Auch nicht der Darscho, der Warmsee, die Salzlacke nördlich von Apetlon?

Wasser nur für Darscho

NationalparkDirektorJohannesEhrenfeldnerFotocPrinzSCHNAPPENatEhrenfeldner: Der Darscho ist nicht Teil des Nationalparkes. Der wird sehr wohl dotiert. Aber ausschließlich im Darscho. Der wird auch, wenn Wasser drinnen ist, für die Fischzucht von der Urbarialgemeinde Apetlon verwendet. 

SCHNAPPEN.AT: Das heißt, das Trinkwasser für die Vögel ist das ganze Jahr hindurch gesichert?

Ehrenfeldner: Ein Teil ist Trinkwasser und der andere Teil ist eine Nahrungsquelle. Da entwickeln sich in schneller Zeit die kleinen Krebserl. Das ist ganz wichtig für die Vogelzucht. Damit die Vögel hier einen fixen Rastplatz und einen Futterplatz haben.

Nahrungsquelle für Vögel

SCHNAPPEN.AT: Wie kann man sich das vorstellen?

Ehrenfeldner: Die Vögel überwintern irgendwo, zum Beispiel in Afrika, südlich der Sahara und legen in einem Nonstop-Flug bis zu 5.000 Kilometer zurück.

Sie sind dann leergefahren, wie ein Elektroauto. Die Vögel sind darauf angewiesen, dass sie eine Nahrungsquelle finden. Sie fressen sich voll an, legen eine Fettschicht am Brustkorb im Bereich der Flügelmuskulatur an und fliegen die nächsten 5.000 Kilometer in die Brutgebiete. 

 

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Kein Wasser für die Salzlacken

SeewinkelLackenOhneWasserFotoRPSCHNAPPEN.AT: Also ist die Nahrungsquelle für die Zugvögel auch im Nationalpark gesichert?

Ehrenfeldner: Wir pumpen tatsächlich kein Wasser in die Lacken. Das ist nur im Darscho so. Als vor zwei Jahren die Lacken trocken waren, sind die Vögel auf den Neusiedler See in den Schilfgürtel ausgewichen. 

Im Bild: Sodalacke im Seewinkel ohne Wasser.

Nicht ins Ökosystem eingreifen

SCHNAPPEN.AT: Ist es geplant, künftig die Salzlacken mit Wasser zu befüllen um die Vögel hier zu halten?

Ehrenfeldner: Nein. Man möchte nicht ins natürliche Ökosystem eingreifen. Das wäre ein massiver Eingriff, wenn man das machen würde. Auch weiß man nicht genau, welche Folgen das haben könnte. Ob man die Lebensräume dadurch schädigt, wenn man Wasser zuführt, was dem nicht entspricht.

 

 

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Einige weitere Beiträge über den Neusiedler See und die Salzlacken auf SCHNAPPEN.AT 

  • Neusiedler See: Wasserzufuhr als Schutz vor Austrocknung - hier
  • Einig über Rettung von Neusiedler See und trockene Seelacken - hier
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