Im Landhaus St. Pölten fand am 5. Oktober 2020 der Arbeitsmarktgipfel "Wirtschaft und Arbeit im Dialog" statt. Für die Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner ist die Corona-Krise "nicht nur Krankmacher, sondern auch Neumacher" und sie betonte, dass "sich der Arbeitsmarkt und die Wirtschaft nachhaltig verändern werden". Als Lösungen nannte Mikl-Leitner neben finanziellen Förderungen auch Umschulungen zu Pflegeberufen. Mehr über
- die vom Land Niederösterreich geplanten Maßnahmen - hier
- die schwierigen Corona-Zeiten für junge Menschen mit wenig beruflicher Erfahrung und die geförderte "Jobchance" für Arbeitssuchende im Alter ab 50 spricht - hier
- "diese Großkrise, die den wirtschaftlichen Strukturwandel enorm beschleunigt" - hier
- das "Gebot der Stunde und die Senkung der Lohnnebenkosten und Unternehmenssteuern" - hier
- die Aufstockung der NÖ Lehrlingsoffensive auf 54 Millionen Euro und das Programm "Jobchance" für Menschen über 50 - hier
- das Konjunkturprogramm in der Höhe von 229 Millionen Euro, das Anreize für die regionale Wirtschaft sowie Investitionen und Innovationen schaffen soll - hier
- die Lehlinge und COVID-19 Ausbildungsverbünden sowie die überbetriebliche Lehrlingsausbildung - hier
- die Themen Klimawandel, künstliche Intelligenz und Bekämpfung der Pandemie, bei denen es Talente aus dem naturwissenschaftlich-technischen Bereich braucht - hier
- die Lehrlingscoaches, die zu COVID-BeraterInnen ausgebildet wurden und die Weiterentwicklung der Bildungskarenz - hier
- die Coronavirus-Situation in Österreich: Mund-Nasen-Schutz & Corona-Regeln - hier
- die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf Österreich: Fiasko & Hoffnung - hier
Fotos (c): NLK Pfeiffer
Lehrlingsoffenisve, Jobchance 50+ und Umschulung zu Pflegeberufen
"Wir setzen Initiativen im Ausmaß von 69 Millionen Euro. Damit können wir 9.000 Personen unterstützen, sie wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren", sprach die Landeshauptfrau über die größte Lehrlingsoffensive, die es in Niederösterreich jemals gegeben habe und die noch einmal auf 54 Millionen Euro erhöht werde.
Umschulung zu Pflegeberufen
Als weitere Maßnahmem sollen, so Mikl-Leitner, die Arbeitsmarkt-Initiative "Jobchance 50+" ausgeweitet und Umschulungen für die Berufsgruppen Heimhelferin, Sozialbetreuerin, Pflegeassistenz und Pflegefachassistenz gefördert werden.
Schwer getroffen: Junge Menschen & Arbeitssuchende über 50 Jahre
Sven Hergovich, der AMS NÖ-Landesgeschäftsführer: "Die Corona-Krise hat alle Menschen am Arbeitsmarkt getroffen. Besonders hart traf es junge Menschen und die Generation 50 plus. Junge Menschen können kaum berufliche Erfahrung vorweisen und laufen Gefahr, dass das Tor zum Berufseinstieg und zu einem selbstbestimmten Leben für lange Zeit verschlossen bleibt."
Dichtes Netz an Einsteigsmöglichkeiten
"Einmal arbeitslos geworden", so Hergovich, "bedeutet für die Generation 50 gerade in schwierigen Zeiten, sich auf eine sehr lange Arbeitsplatzsuche einstellen zu müssen. Daher knüpfen wir mit der ‚Jobchance‘ niederösterreichweit ein dichtes Netz an regionalen beruflichen Einstiegsmöglichkeiten für Jobsuchende im Alter ab 50."
AMS-Garantie: Stelle in längstens drei Monaten
Der AMS-Chef zuversichtlich: "Darüber hinaus garantiert das AMS, dass junge Jobsuchende, die arbeitslos oder lehrstellensuchend in Niederösterreich vorgemerkt sind, nicht länger als drei Monate auf einen geeigneten Arbeits- oder Ausbildungsplatz warten müssen."
"Großkrise beschleunigt wirtschaftlichen Strukturwandel"
Christian Helmenstein, der Leiter des Economica Instituts für Wirtschaftsforschung: "Diese Großkrise beschleunigt den wirtschaftlichen Strukturwandel enorm. Um dennoch möglichst viele Personen in Beschäftigung zu halten oder nach einem Jobverlust wieder in Arbeit und Brot zu bringen, ist die aktive Arbeitsmarktpolitik stark gefordert."
Helmenstein sieht Um- und Neuqualifizierungen über ein verstärktes Berufswahlcoaching in den Schulen bis zum Digitalisierungsmentorin als mögliche Maßnahmen.
Gebot der Stunde: Lohnnebenkosten und Unternehmenssteuern
Christoph Schneider, der Leiter der Abteilung Wirtschafts- und Handeslpolitik in der Wirtschaftskammer: "Bei der aktuellen Krise handelt es sich um einen Nachfrage- und Angebotsschock mit dem zunehmenden Problem der fehlenden Konsummöglichkeiten. Dabei treffen Liquiditätsengpässe und der Nachfragerückgang vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMU)."
Konjunkturbelebung
Nachdem der Wirtschaftsbarometer der WKO für die KMU in den nächsten zwölf Monaten einen Rückgang der Auftragslage zeigt, meinte Schneider: "Maßnahmen zur Unterstützung der Liquidität und Investitionen wie Senkungen der Lohnnebenkosten und Unternehmenssteuern sowie Initiativen zur Konjunkturbelebung wie sie bereits gesetzt wurden, sind daher das Gebot der Stunde."
Finanzspritze für Lehrlingsoffensife und 50+
Niederösterreichs Arbeitsmarkt-Landesrat Martin Eichtinger: "Mit der Aufstockung der ‚NÖ Lehrlingsoffensive‘ auf 54 Millionen Euro unterstützen wir junge Menschen auf ihrem Weg in die Arbeitswelt. Jetzt ist es unerlässlich, vermehrt auf die Ausbildung insbesondere junger Menschen in Niederösterreich zu setzen“, so Eichtinger.
Unterstützung
Eichtinger über das Unterstützungsprogramm für Arbeitnehmer über 50: "Jeder Dritte findet dadurch einen fixen Arbeitsplatz, deshalb bauen wir die bisher 600 Plätze auf 1.000 Plätze aus. Dafür nehmen wir gemeinsam mit dem AMS NÖ 14 Millionen Euro in die Hand."
Konjunkturprogramm für regionale Wirtschaft inNiederösterreich
Wirtschafts-Landesrat Jochen Danninger berichtete, dass das Mitte September 2020 präsentierte Konjunkturprogramm in der Höhe von 229 Millionen Euro, wirkungsvolle Anreize für die regionale Wirtschaft sowie Investitionen und Innovationen für NÖs Betriebe setzen soll: "Hier werden beispielsweise bei der Digitalisierungsförderung im Jahr 2021 weitere 10 Millionen Euro folgen, um in Summe bis zu 800 Betriebe zu unterstützen."
Wachstum und Ansiedelung
Danninger weiter: "Ab November wird die Förderung auch für Großbetriebe geöffnet. Eine weitere Maßnahme stellt die Erhöhung der Finanzierungshilfen für niederösterreichische Unternehmen dar, um Investitionen, Wachstum und Ansiedlungen zu ermöglichen."
COVID-19 Ausbildungsverbünden & überbetriebliche Lehrlingsausbildung
Wolfgang Ecker, der Präsident der NÖ Wirtschaftskammer wies auf aktuelle Initiativen hin, die Unternehmen bei der Ausbildung ihrer Fachkräfte unterstützen: "Die Auswirkungen der Corona-Krise dämpfen auch die Möglichkeiten mancher Unternehmen, Lehrlinge auszubilden. Wir werden diese Fachkräfte von morgen aber noch dringend brauchen, beim Durchstarten nach Corona wie beim künftigen Unternehmenserfolg. Genau hier setzen wir mit COVID-19 Ausbildungsverbünden und der COVID-19 ÜBA an."
Talente aus dem naturwissenschaftlich-technischen Bereich
"Die Krise hat uns gezeigt, dass es für alle großen Fragen der Zukunft, sei es der Klimawandel, künstliche Intelligenz oder eben die Bekämpfung einer Pandemie, Talente aus dem naturwissenschaftlich-technischen Bereich braucht. Auch in diesen schwierigen Zeiten kommen die Industrieunternehmen ihrer Verantwortung als bedeutender Ausbilder und Arbeitgeber im Land nach und suchen Lehrlinge und Fachkräfte", so Thomas Salzer, der Präsident der Industriellenvereinigung NÖ.
Salzer über die von der IV-NÖ und der WKNÖ-Sparte Industrie eingerichtete Online-Plattform, die Karrierechancen in der Industrie aufzeigen soll: "Wesentlicher Bestandteil dabei ist die interaktive Industrielandkarte, auf der alle niederösterreichischen Industriebetriebe mit den dort möglichen Karrierechancen dargestellt sind."
AK-Lehrlingscoach zu COVID-Berater ausgebildet & Bildungskarenz
Die Arbeiterkammer NÖ bildete AK-Lehrlingscoaches und WK-Stellenberater im Herbst 2020 ganz gezielt zu COVID-BeraterInnen aus und überlegt die Weiterentwicklung der Bildungskarenz, um ArbeiternehmerInnen zu unterstützen, die sich beruflich neu orientieren möchten.
Arbeiterkammer
Markus Wieser, der Präsident der Arbeiterkammer NÖ dazu: "Weil es jetzt besonders wichtig ist, den Blick bei Lehre und Ausbildung auf jene neuen Themen und Fragen zu richten, die durch diese Pandemie aufgekommen sind. Es gibt nahezu keinen Bereich, der von den sich laufend ändernden Corona-Bedingungen ausgenommen ist. Das betrifft natürlich auch Jugendliche."
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