Modestraße Fussl: 'Werden das Schiff gut durch die Krise bringen'

Fussl Modestraße ist ein österreichisches Familienunternehmen, das 1871 mit dem Gemischtwarenhändler Felix Fußl in Ort im Innkreis seinen Ursprung fand. Geschäftsführer der 155 Filialen Ernst Mayr, der Ururenkel von Felix Fußl, spricht im Interview mit SCHNAPPEN.AT über die Coronakrise, die Kurzarbeit der 1200 MitarbeiterInnen, den Wunsch nach mehr Gerechtigkeit bei Steuern gegenüber internationalen Mitbewerbern und die Erkenntnisse, Expansionen sowie neuen Wege aus der Krise: "Hat gezeigt, auf wen man sich verlassen kann. Wir sind eine große Familie". Mehr über:

  • den Wegfall der wichtigsten Wochen der Frühling/Sommersaison - hier
  • die Kurzarbeit: "Bis heute kein Geld erhalten" - hier
  • Onlinebereich nicht der Gewinner. Regionalität bietet nur stationäre Handel - hier
  • fehlende Gerechtigkeit bei Steuern gegenüber internationalen Mitbewerbern - hier
  • neue Möglichkeiten nach der Krise: "Wir expandieren weiter" - hier
  • 1200 MitarbeiterInnen: "Wir werden das Schiff gut durch die Krise bringen" - hier
  • Positive Aspekte? "Hat gezeigt, auf wen man sich verlassen kann" - hier
  • weitere Interviews auf SCHNAPPEN.AT über die  Auswirkungen und Chancen der Coronavirus-Krise - hier

Fotos (c): Fussl Modestraße/Andreas Schatzl

 

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Durch Lock-down die wichtigsten Wochen weggebrochen

ModestrasseFusslGeschaeftsfuehrerErnstMayrFotoFusslModestrasseSCHNAPPEN.AT: Inwieweit ist die Modebranche von der Coronakrise betroffen?

Ernst Mayr: Die Modebranche ist sehr stark betroffen, da der Lock-down genau zu der Zeit angeordnet wurde, in der das Frühlingsgeschäft so richtig anläuft. Uns allen sind die wichtigsten Wochen der Frühling/Sommersaison weggebrochen und das lässt sich auch nicht mehr aufholen. Viele werden die Nachwirkungen nicht überleben, wir bei Fussl aber mit Sicherheit schon.

 

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Keine Kündigungen & kein Geld erhalten

SCHNAPPEN.AT: Ist die Situation existenzbedrohend? Gibt es Hilfestellungen seitens des Landes, Bundes oder anderen Organisationen?

Ernst Mayr: Das wichtigste für uns war die Möglichkeit unsere Mitarbeiter für die Kurzarbeit anzumelden. Das haben wir auch sofort gemacht und so mussten wir keine Kündigungen aussprechen. DAS war sehr wichtig für uns als Unternehmen. Es gibt auch noch andere Hilfspakete seitens der Regierung, um die wir auch angesucht haben, aber Zahlungen bzw. Geld haben wir bis zum heutigen Tag noch keine erhalten.

Während der Schließungen kein Einkauf möglich

SCHNAPPEN.AT: Wie weit war der Modeverkauf während den vergangenen Wochen möglich? Online- und Telefonkontakt?

Ernst Mayr: Wir sind ein reiner Einzelhändler. Daher war in den Wochen der Schließungen kein Einkauf möglich. Wir haben aber über soziale Medien den Kontakt zu unseren Kunden gehalten.

SCHNAPPEN.AT: Kann der Verlust der vergangenen Wochen aufgeholt werden?

Ernst Mayr: Nein, damit ist nicht zu rechnen – zumindest nicht zur Gänze.

 

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Regionalität nur durch stationären Handel möglich

LaessigeKleidungFotoFusslModestrasseAndreasSchatzlwwwSchatzlAtSCHNAPPEN.AT: Werden seit der Krise mehr Produkte online gekauft, hat sich der Verkauf bzw. das Kaufverhalten seit der Krise verändert?

Ernst Mayr: Die Krise hat gezeigt, dass Mode in solchen Zeiten nicht das Wichtigste für die Menschen ist. Mode trägt man, wenn man in soziale Kontakte tritt und genau die wurden auf ein Minimum reduziert.

Daher war Mode auch im Onlinebereich nicht der Gewinner, ganz im Gegenteil. Was man momentan sehr wohl merkt, ist das Wiederentdecken von Regionalität, auch in unserer Branche. Die Menschen suchen wieder persönliche Kontakte und die kann nur der stationäre Handel bieten.

Stellenwert von persönlichen Kontakten

SCHNAPPEN.AT: Denken Sie, dass sich das Kaufverhalten, bzw. der Verkauf ändern wird?

Ernst Mayr: Den Menschen ist der Stellenwert von persönlichen Kontakten wieder viel mehr bewusst geworden. Deshalb wird der stationäre Handel auch in Zukunft wichtig bleiben, denn nur hier erhaltet man persönliche Beratung und tritt in direkten Kontakt mit den Menschen.

 

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"Mehr Gerechtigkeit bei Steuern"

2020JungenKleidungSommerFotoFusslModestrasseAndreasSchatzlwwwSchatzlatSCHNAPPEN.AT:  Was würde die Modebranche jetzt ganz besonders brauchen?

Ernst Mayr: Wir würden mehr Gerechtigkeit bei den Steuern gegenüber den internationalen Mitbewerbern benötigen. Es kann sein, dass die von der Kaufkraft der Österreicher profitieren, aber nichts zur Bewältigung der Krise beitragen. Das ist unfair und gehört beseitigt.

 

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Neue Chancen: "Wir expandieren weiter"

SCHNAPPEN.AT:  Sind durch die Corona-Krise neue Wege, neue Chancen für Ihren Wirtschaftszweig entstanden?

Ernst Mayr: Wie gesagt, es werden sicher nicht alle in unserer Branche überleben, erste Pleiten sind ja bereits bekannt geworden. Das eröffnet uns als erfolgreiches Unternehmen aber auch neue Chancen. Wir haben in den Wochen der Schließungen einige neue Verträge für neue Filialstandorte abgeschlossen. Die Fussl Modestraße wird weiter expandieren, soviel ist sicher.

 

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Verantwortung für 1200 MitarbeiterInnen

FestlicheMaedchenKleidungFotoFusslModestrasseAndreasSchatzlwwwSchatzlatSCHNAPPEN.AT:  Wie haben Sie persönlich die vergangenen Wochen der Corona-Krise erlebt?

Ernst Mayr: Bis zum Zeitpunkt des Lock-down war eine Schließung unserer Filialen für mich bzw. für uns als Familienunternehmen absolut undenkbar. Und dann ist es doch von einem auf den anderen Tag so gekommen.

Zeit ist sehr arbeitsintensiv

Ernst Mayr: Ich musste mich plötzlich mit Dingen, Überlegungen und Planungen auseinander setzen, die für uns bisher nie ein Thema waren. Die Zeit war und ist noch immer sehr arbeitsintensiv und anstrengend.

"Werden gestärkt aus Krise hervorgehen"

Ernst Mayr: Ich trage ja auch eine große Verantwortung gegenüber unseren 1200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Aber wir werden das Schiff gut durch diese Krise bringen und gestärkt daraus hervorgehen. Das steht für mich absolut fest. 

 

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"Wir sind eine große Familie"

SCHNAPPEN.AT:  Gibt es in der Corona-Krise auch positive Aspekte, die in die Zeit danach mitgenommen werden sollten?

Ernst Mayr: Die Krise hat gezeigt, auf wen man sich verlassen kann. Gute geschäftliche Partnerschaften wurden gefestigt, andere in Frage gestellt. Doch vor allem konnten wir die Verbundenheit mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern noch mehr vertiefen. Wir sind eine große Familie und darauf sind wir sehr stolz.

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